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Aktueller Forschungsbericht zu Demokratie und Trauma: Hilft die gemeinsame Bearbeitung gegen Polarisierung?

+++ Bearbeitung von kollektiven Traumata mit 350 Bürgerinnen und Bürgern wurde wissenschaftlich untersucht +++

„Hilft der bewusste Umgang mit kollektivem Trauma die Demokratie zu stärken und Polarisierung zu überwinden?“ Diese Frage stand im Zentrum eines Demokratie-Forschungsprojektes, organisiert vom Verein Mehr Demokratie in Kooperation mit dem im Bereich Traumaintegration renommierten Pocket Project

pocketproject.org. Wissenschaftlich begleitet und ausgewertet wurde das Projekt vom

Cynefin Centre

thecynefin.co/sensemaker/, dem Institut für integrale Studien (

IFIS

) www.ifis-freiburg.de und dem Institute for Advanced Sustainability Studies (

IASS

) Potsdam www.iass-potsdam.de/de.

Der am 15. Dezember vorgelegte Forschungsbericht lässt den Schluss zu, dass sich die bewusste Auseinandersetzung mit kollektiven Traumata – verursacht etwa durch Krieg, Genozid, systematische Unterdrückung – tatsächlich positiv auf den demokratischen Diskurs auswirkt.

+ Empirische Ergebnisse, Muster, Trends und Zusammenhänge an der Schnittstelle von Trauma, Demokratie und Polarisierung finden Sie im Forschungsbericht

www.mehr-demokratie.de/projekte/deepening-democracy/forschungsbericht

+ Einen Kurzüberblick finden Sie hier: https://www.mehr-demokratie.de/projekte/deepening-democracy/forschungsbericht

Für das Projekt kamen im Mai rund 350 Menschen in einem mehrtägigen Online-Prozess unter Leitung des Trauma-Experten Thomas Hübl zusammen. In Kleingruppen- und Großgruppen-Arbeit wurden aktuelle Krisen wie Corona oder der Krieg in der Ukraine und damit zusammenhängende Spaltungstendenzen mit dem Wissen um Traumadynamiken genauer angeschaut. Mit Hilfe einer speziellen Software (SenseMaker) wurde untersucht, ob und wie sich Erzählungen der Teilnehmenden und ihre Bewertung im Laufe des Prozesses verändern.

Ausgangspunkt für das Projekt war die Beobachtung, dass sich in den aktuellen Krisenzeiten teilweise ganze Bevölkerungsteile von der Demokratie abwenden und die Grenze rein rationaler Argumentation erreicht werden. Der mehrtägige Prozess beleuchtete Traumata (Trauma = aus dem Griechischen „Wunde“), die aus unverarbeiteten belastenden Ereignissen und Situationen entstehen, teilweise über Generationen hinweg wirksam sind und unbewusste gesellschaftliche Dynamiken verursachen können. Bezüglich der Auswirkungen dieser Phänomene auf die Demokratie leistet der Forschungsbericht wissenschaftliche Pionierarbeit.

+++ Hinweis für die Redaktionen

Für Rückfragen und Interviews stehen Ihnen das Wissenschafts-Team und Ansprechpersonen von Mehr Demokratie und dem Pocket Project gerne zur Verfügung. Kontakt: Anne Dänner, Bundespressesprecherin Mehr Demokratie, 0178/816 30 17, pressekein spam@mehr-demokratie.de

+++ Hintergrund +++

Um die Demokratie zu verstehen und weiterzuentwickeln genügt es nicht mehr, nur auf äußere Strukturen, Gesetze und Institutionen zu schauen. Demokratie ist keine reine Kopfsache. Siw wird von Emotionen, Beziehungen, Überzeugungen und Wahrnehmungsmustern geprägt. Zusätzlich zur Weiterentwicklung der Strukturen braucht es daher eine neue demokratische Kultur, diesolche inneren Prozesse berücksichtigt und bearbeitbar macht. Neben der Beschäftigung mit kollektiven Traumata testet Mehr Demokratie vor diesem Hintergrund auch neue Gesprächsformate, die auf Dialog statt auf reine Diskussion setzen, führt Systemaufstellungen zu Demokratiethemen durch und kooperiert mit künstlerischen Projekten. Bei Interesse an unserem Arbeitsbereich „Demokratische Kultur“ sprechen Sie uns gerne an.